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Die Lean Startup-Methode – Mit schlanken Prozessen zum Erfolg

„Der Mann mit einer neuen Idee ist ein Narr, bis diese sich als erfolgreich erweist.”

Diese Worte des amerikanischen Schriftstellers Mark Twain dürften in den Ohren vieler Start-up-Gründer auf Zustimmung treffen. Zwischen einer Idee, ihrer Realisierung und dem tatsächlichen Erfolg liegt für neue Unternehmen ein langer Weg voller Hindernisse.

Eine der größten Hürden für Start-ups besteht darin, herauszufinden, ob die eigene Geschäftsidee tatsächlich Potential hat und sich langfristig in der freien Wirtschaft behaupten kann. Nicht wenige Neugründungen verrennen sich dabei in realitätsfernen Vorstellungen und kommen so vom Weg ab.

Doch wie lässt sich feststellen, ob ein Produkt markttauglich ist? Und wie kann die Wahrscheinlichkeit erhöht werden, dass ein Start-up seine Ziele erreicht, lange bevor ihm der Atem ausgeht? Eine Antwort auf diese Fragen ist die Lean Startup-Methode.


Wer hat das Prinzip der Lean Startups erfunden?

Wenn Sie sich etwas genauer mit dem Thema der Lean Startups befassen möchten, so führt kein Weg an Eric Ries vorbei. Der amerikanische Entrepreneur aus dem Silicon Valley gilt als Schöpfer der Methode. Und das, obwohl das Prinzip selbst nicht komplett neu erfunden ist.


Lean Startup

Als Autor des „The Lean Startup” hat Eric Ries die Lean Startup-Methode entwickelt und weltweit verbreitet.

 

Der anhaltende Erfolg der Lean Startup-Methode liegt vor allem darin begründet, dass sie den Nerv der Zeit trifft. Viele traditionelle Management-Ansätze greifen vor dem Hintergrund der zunehmenden Digitalisierung, Globalisierung und Komplexität nicht mehr. Das macht nicht nur etablierten Unternehmen zu schaffen. Am stärksten trifft diese Entwicklung jene Organisationen, die sich erst einmal auf dem Markt behaupten müssen. Ries, der selbst Startup-Gründer war, erkannte diese Problematik.

Der Entrepreneur begann, sich mit zeitgemäßen Lösungsansätzen für die Herausforderungen junger Unternehmen zu beschäftigen. Dabei bezog er seine Inspiration unter anderem von Steve Blank und dessen Ansatz für das Customer Development sowie aus diversen Management-Konzepten wie dem Lean Manufacturing. Genau genommen setzten zu dieser Zeit auch bereits einige Global Player wie Amazon oder Twitter Aspekte des Lean Thinkings ein.

Doch obwohl all diese Ideen und Prinzipien bereits isoliert existierten, war es Eric Ries, der sie in einem Rahmenwerk vereinte. Die Lean Startup-Methode entstand. Über seine Erkenntnisse berichtete er zunächst in seinem eigenen Blog. Im Jahr 2011 folgte dann sein Buch “The Lean Startup: How Today’s Entrepreneurs Use Continuous Innovation to Create Radically Successful Businesses” sowie weitere Nachfolgetitel in 2015 und 2017. Heute gehören seine Werke zur Standardlektüre für angehende Firmengründer.


Was ist ein Lean Startup?

Die Lean Startup-Methode basiert auf einem entscheidenden Gedanken: Der Markt reguliert alles. Ein Angebot muss auf tatsächliche Nachfrage treffen. Folglich werden Produkte und Ideen, die an den Interessen der Käufer vorbei konzipiert werden, früher oder später wieder verschwinden.

Für etablierte Unternehmen ist eine gescheiterte Markteinführung eines neuen Produkts zwar schmerzhaft, aber in der Regel zu verkraften. Sie haben die finanziellen und personellen Ressourcen, um Rückschläge abzufangen und nachzujustieren.

Ganz anders stellt sich die Situation hingegen für Start-ups dar. Als neu gegründete Unternehmen haben sie in der Regel zwar großes Potential für Wachstum. Doch der Erfolg steht und fällt mit der entscheidenden Geschäftsidee und ihrer Umsetzung. Werden hierbei Fehler gemacht, so können diese aufgrund meist begrenzter Ressourcen verheerend für die Zukunft des kompletten Unternehmens sein.

Genau dieses Risiko soll mit der Lean Startup-Methode minimiert werden. Das Wort „lean” lässt sich dabei am besten mit der deutschen Entsprechung „schlank” gleichsetzen. Ziel des Ansatzes ist es, Geschäftsmodelle oder Produktideen mit möglichst wenig Aufwand und Ausgaben auf ihre Markttauglichkeit zu prüfen. Das dabei gewonnene Feedback sowie die Erkenntnisse sollen helfen, Innovationen so schnell wie möglich umzusetzen, ohne sich dabei in falschen Annahmen zu vertiefen.

Statt langer, kostenintensiver Schleifen in der Produktentwicklung und dem großen Überraschungsfaktor beim Launch setzt das Konzept auf drei Zyklen als Grundpfeiler – Build, Measure, Learn:


Entwicklung (Build)

Jede Entwicklungsentscheidung basiert auf einer Strategie. Das heißt, es existiert eine gewisse Vorstellung, die auf ihre Wahrheit und Praktikabilität geprüft werden muss.

Lassen Sie uns das einmal an einem Beispiel verdeutlichen: Ein Start-up hat die Vision, vegane Brotaufstriche auf Gemüsebasis zu produzieren. Die Gedanken dahinter sind unter anderem, dass bewusste Ernährung für Menschen immer wichtiger wird und eine entsprechende Produktvielfalt auf dem Markt noch fehlt. Die Strategie lautet folglich, diese Lücke zu schließen.

Doch so gut durchdacht viele Geschäftsideen auch sind, ob sie tatsächlich eine Lösung für die Bedürfnisse der geplanten Zielgruppe sind, erfährt man erst, sobald das Angebot auf die Zielgruppe trifft. Und dem geht üblicherweise erst eine monatelange und kostenintensive Produktentwicklung voraus.

Damit dieser Prozess nicht zu viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt, wird beim Lean Startup-Konzept in erster Instanz ein Prototyp von der Idee bzw. dem Produkt entwickelt. Hierbei spricht man auch vom Minimum Viable Product (MVP), also einem minimal funktionsfähigen Produkt.

Beim MVP geht es keineswegs um Vollständigkeit oder ausgereifte Features. Vielmehr soll der Prototyp auf einer grundlegenden Ebene dabei helfen, das eigene Produkt und seine Vorteile für die eigene Zielgruppe besser zu verstehen. So kann mit geringem Aufwand das Kundenprofil geschärft werden.

In unserem Beispiel könnte das Start-up einen Zucchini-Aufstrich als MVP kreieren. Dieser muss in seiner Rezeptur oder Verpackung noch lange nicht final sein und wird voraussichtlich nur eine von vielen Geschmacksrichtungen sein. Aber mit diesem Prototyp gelingt es dem noch jungen Unternehmen, herauszufinden, wie das Zielpublikum überhaupt auf vegane Aufstriche reagieren könnte und welche Produkteigenschaften es wertschätzt.

Zusammengefasst geht es im ersten Schritt also darum, einen Prototypen der Geschäftsidee zu entwickeln, mit dem sich strategische Annahmen messen lassen.


Messung (Measure)

Damit sind wir auch schon beim zweiten Grundpfeiler der Lean Startup-Methode, dem Messen.

Wenn das exemplarische Startup nachverfolgen möchte, ob die eigenen Vorstellungen und Fortschritte positiv sind oder in die falsche Richtung verlaufen, braucht es einen Maßstab. Doch wie lässt sich messen, ob der Zucchini-Aufstrich ein Indikator für den möglichen Erfolg von veganen Brotaufstrichen ist?

Da Startups beim Messen von Entwicklungen in der Regel nicht auf jahrelange Geschäftszahlen und entsprechende Markterfahrung zurückgreifen können, benötigen sie andere Metriken als etablierte Unternehmen.

Es ist daher essentiell, dass bereits vor dem Schritt der Messung genau festgelegt wird, welche Aspekte Aufschluss über Erfolg oder Misserfolg geben. Diese können sich natürlich jederzeit flexibel verändern, sollten aber immer genau definiert sein. Schließlich ist das Ziel, möglichst lean, also mit wenig Aufwand zu den gewünschten Ergebnissen zu kommen.

In unserem Beispiel könnte das Startup beispielsweise ganz zu Beginn in einem kleinen Feldversuch auf der Straße testen, ob Personen den Zucchini-Aufstrich als MVP überhaupt probieren möchten. Diese Probe kann Rückschlüsse zu Eigenschaften der Zielgruppe sowie deren Einstellung zu veganen Aufstrichen im Allgemeinen geben. In einem zweiten Durchgang könnte das Start-up unter anderem messen, wie Personen die Geschmacksrichtung bewerten.

Sie legen also bestenfalls schon bei der Entwicklung des MVP fest, welche Indikatoren für eine Bewertung der Idee bzw. des Produkts verwendet werden können. Dieses System kann anschließend mit gewonnenen Erkenntnissen weiter adaptiert werden.

Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie genau festlegen, was Sie messen wollen, wie und warum. So vermeiden Sie die Verschwendung wichtiger Ressourcen und erhalten stets jene Daten, die Sie für ein Vorankommen benötigen.


Learnprozess (Learn)

Die dritte Phase ist die wohl wichtigste und zugleich herausforderndste. An diesem Punkt hängt alles davon ab, die richtigen Fragen zu stellen und adäquate Schlussfolgerungen zu ziehen.

Werden Fortschritte gemacht? Wie sind diese zu bewerten? Bestätigen erste Erkenntnisse die anfängliche Theorie oder muss eine Kursänderung vorgenommen werden?

Es geht darum, die anfänglichen Grundhypothesen zum Produkt, seinen Eigenschaften und der angestrebten Strategie zu verifizieren und gegebenenfalls anzupassen. Die Krux steckt dabei darin, diesen Lernprozess möglichst neutral anzugehen. Die Verlockung, eigene Annahmen unbedingt bestätigt sehen zu wollen, ist groß. Sie sollten sich daher ganz bewusst vor Augen halten, dass das Festhalten an einer falschen Entscheidung mehr Schaden anrichten kann, als eine Kursänderung.

Stellt unser Beispiel-Start-up im Feldversuch fest, dass nur sehr wenige Personen den Zucchini-Aufstrich probieren wollten, so kann es verschiedene Erkenntnisse daraus ziehen. Es könnte an der Idee und dem Prototypen festhalten und weitere Forschung hinsichtlich der geeigneten Zielgruppe betreiben. Möglich wäre aber auch, dass die geschmackliche Komposition des MVP nicht überzeugt hat.

Je nachdem, welche Annahmen und Messdaten Sie Ihrem Produkt in den ersten beiden Schritten zuordnen, können Sie im Lernprozess Ergebnisse definieren und Entscheidungen treffen. Kommt es hierbei zu einer kompletten Neuausrichtung, so spricht man von einem Pivot. In diesem Fall werden das Geschäftsmodell, die Strategie oder auch das Produkt selbst komplett überholt.

Unabhängig davon, ob Sie nach dem ersten Durchlauf einen Pivot-Fall haben oder lediglich weiterer Feinjustierung bedürfen, der dreistufige Zyklus wird bei jeder neuen Etappe der Entwicklung wiederholt. Die einzelnen Phasen sollten dabei so kurz wie möglich gehalten werden, um zeitnah Rückschlüsse für die weitere Verbesserung des Produkts zu erhalten.

Durchlaufzeit_minimieren

Build, Measure und Learn: die Lean Startup-Methode besteht aus einem dreistufigen Zyklus und hat das Ziel, Durchlaufzeiten zu minimieren.

 

Warum lohnt sich ein Lean Startup?

In diversen Artikeln rund um die Gründerszene trifft man immer wieder auf die gleiche Statistik: Etwa 90 % der Startups scheitern innerhalb der ersten ein bis zwei Jahre ihrer Geschäftstätigkeit.

Auch wenn die tatsächliche Zahl von Jahr zu Jahr und von Land zu Land abweichen mag – die Prognose ist dennoch vernichtend. Zumal es zahlreiche Gründe für diese Entwicklung geben kann. Davon sind mangelndes Wissen über den Markt oder die Zielgruppe, schlechtes Marketing, zu komplexe Organisationsstrukturen und Fehlinvestitionen nur einige der möglichen Optionen.


Lean Startups sind ein Lösungsansatz, mit dem sich neue Unternehmen gegen diese Fallstricke wappnen und ein zu frühes Aus verhindern können.

  • Bevor größere Investitionen getätigt werden, holt man zunächst das Feedback potentieller Kunden ein;
  • Statt ständig neuer Visionen hält man sich an einen wiederkehrenden Kreislauf aus Entwicklung, Messung und Lernprozess (“Build-Measure-Learn”);
  • Produkte und Geschäftsmodelle werden so erfolgsorientiert, mit geringstmöglichem Aufwand und besonders schnell evaluiert;
  • Start-ups können dadurch besser haushalten und Kosten sparen;
  • Mögliche Stolpersteine wie Fehlinvestitionen, Produkt-Flops oder ineffiziente Workflows können von vornherein vermieden werden.


Wenn Ihr Unternehmen von diesen Mehrwerten profitieren soll und Sie Unterstützung bei der Umsetzung der Lean Startup-Methode benötigen, so stehen wir Ihnen gern zur Verfügung. Dank unserer fachlichen Expertise und unserer Erfahrung mit Transformations- und Managementprozessen können wir Ihnen dabei helfen, die richtigen Lean-Strategien und Workflows in Ihrem Start-up anzuwenden.

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