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Wenn die digitale Transformation zum Desaster wird – und wie Sie das verhindern können

Automatisierte Prozesse, smarte Technologien, digitale Services – die Vision moderner Unternehmen ist klar: effizienter, skalierbarer, kundenzentrierter. Doch die Realität sieht oft anders aus. Studien zeigen: **Rund 70 % aller Digitalisierungsprojekte verfehlen ihre Ziele.**¹ 

Woran liegt das? Nicht an der Technik. Sondern an fehlender strategischer Klarheit, mangelnder Einbindung der Mitarbeitenden – und an dem Irrglauben, dass sich Wandel allein durch Tools gestalten lässt.

Wenn gute Ideen zu kostspieligen Fehlern werden

Viele Unternehmen starten ambitioniert in ihre digitale Transformation. Doch unterwegs zeigt sich: Technologie allein löst keine Probleme. Drei typische Ursachen für das Scheitern:

1. Digitalisierung ohne Zielbild
Die Einführung neuer Tools erfolgt oft ohne übergeordnete Strategie. Es wird modernisiert, weil „man es eben macht“. Doch ohne ein klares Warum bleibt der Nutzen unklar – und die Akzeptanz gering.
Beispiel: Ein Handelsunternehmen führte ein KI-basiertes Lagersystem ein – ohne vorherige Schulung der Belegschaft. Die Folge: Unsicherheit, Ablehnung und eine gestörte Lieferkette.

2. Technik im Vordergrund – Menschen vergessen
Viele Projekte fokussieren sich auf IT-Fragen, nicht auf den kulturellen Wandel. Mitarbeitende werden zu spät eingebunden, Schulungen fehlen, Sorgen bleiben unbeantwortet.
Beispiel: Eine Bank führte ein neues CRM-System ein, ohne Rücksicht auf das Feedback der Teams. Die Produktivität sank – ebenso wie die Kundenbindung.

3. Zu schnell, zu komplex, zu wenig vorbereitet
Digitalisierung verändert Strukturen, Rollen und Prozesse. Wer zu viele Baustellen gleichzeitig eröffnet, überfordert seine Organisation – statt sie zu transformieren.
Beispiel: Ein Mittelständler migrierte seine IT-Systeme unkoordiniert in die Cloud. Die Folge: wiederholte Systemausfälle und monatelange Produktionsprobleme.

 

Was Unternehmen aus prominenten Fällen lernen können

Target Kanada (2013):
Der US-Händler wollte den kanadischen Markt mit einer automatisierten Supply Chain erobern. Doch das System war den lokalen Anforderungen nicht gewachsen, Daten waren fehlerhaft, Regale blieben leer. Nach zwei Jahren und rund 5 Milliarden Dollar Verlust zog sich das Unternehmen wieder zurück.
Lektion: Lokale Kontexte verstehen. Systeme frühzeitig testen. Teams gezielt einbinden.

Boeing 737 MAX:
Eine Software zur Flugstabilisierung (MCAS) wurde eingeführt, ohne dass Pilot:innen umfassend informiert oder geschult wurden. In Kombination mit weiteren Faktoren trug dies zu zwei tragischen Abstürzen bei – mit gravierenden Folgen für Sicherheit, Reputation und wirtschaftlichen Erfolg.²
Lektion: Technologie entfaltet ihr Potenzial nur dann, wenn sie von klarer Kommunikation, Verantwortung und Transparenz begleitet wird. Vertrauen ist kein „Soft Skill“, sondern systemrelevant.

 

Was erfolgreiche Unternehmen anders machen

Wer Transformation nicht nur startet, sondern auch erfolgreich abschließt, folgt drei zentralen Prinzipien:

1. Strategie vor Technologie
Technologie ist kein Selbstzweck. Erfolgreiche Digitalprojekte starten mit einer klaren Zieldefinition: Was wollen wir verbessern – und warum? Daraus entsteht eine realistische Roadmap mit messbaren Ergebnissen und klaren Verantwortlichkeiten.
Praxis-Tipp: Starten Sie mit einem abgegrenzten Pilotbereich. Kleine, sichtbare Erfolge schaffen Vertrauen – und eine belastbare Basis für Skalierung.

2. Wandel als gemeinsamer Prozess
Digitalisierung ist nicht nur ein IT-Thema – sie betrifft die gesamte Organisation. Wer frühzeitig Teams einbindet, schafft Identifikation. Wer Sorgen ernst nimmt, verhindert Widerstände.
Praxis-Tipp: Etablieren Sie Feedbackschleifen, benennen Sie „Change Multiplikatoren“ und investieren Sie in Weiterbildungen. Veränderung beginnt mit Verständnis – nicht mit Rollout.

3. Agil denken, iterativ umsetzen
Kein Projekt verläuft linear. Gerade in dynamischen Märkten braucht es Flexibilität. Unternehmen, die in Iterationen arbeiten, minimieren Risiken – und maximieren Lerneffekte.
Praxis-Tipp: Nutzen Sie MVPs (Minimum Viable Products), um erste Funktionen unter Realbedingungen zu testen. So bleibt die Transformation handhabbar – und zugleich wirksam.

 

Fazit: Digitale Transformation ist kein IT-Projekt

Wer Digitalisierung auf Technologie reduziert, handelt zu kurz gedacht.
Erfolgreiche Unternehmen denken vernetzt: Strategie, Kultur und Technologie greifen ineinander.

  • Ohne Strategie bleibt der Fortschritt beliebig.
  • Ohne Beteiligung wird Wandel blockiert. 
  • Ohne Iteration wird Innovation zum Risiko.

Kurz: Digitalisierung gelingt nur dann, wenn Menschen, Prozesse und Technologien gemeinsam betrachtet werden.

 
 

Ausblick: Die nächste Welle kommt – sind Sie vorbereitet?

Künstliche Intelligenz, Edge Computing, nachhaltige IT – die nächste Stufe des Wandels rollt bereits an.
Unternehmen, die jetzt klare Strukturen schaffen, ihre Teams befähigen und flexibel bleiben, sichern sich entscheidende Wettbewerbsvorteile.
Transformieren Sie nicht nur digital. Transformieren Sie ganzheitlich – und intelligent.

Quellen: 
¹ McKinsey (2020): Unlocking success in digital transformations
² U.S. House of Representatives (2020): Final Report – The Design, Development & Certification of the Boeing 737 MAX

 

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